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MEINE DEVISE

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"MAKE AN EFFORT"

AUF ALLE SITUATIONEN ANWENDBAR UND FUNKTIONIERT IMMER

SAISONBERICHT 

20.04.2023

2022/2023

Mich heute hinzusetzen und diesen Artikel zu schreiben, fällt mir schwerer als sonst. Aus mehreren Gründen. Der erste und naheliegendste ist der, dass ich mich an Ereignisse zurückerinnern muss, die schon relativ weit in der Vergangenheit liegen. Natürlich habe ich mir diesen Stein selbst in den Weg gelegt, indem ich seit dem letzten Saisonbericht keinen einzigen Artikel verfasst habe. Nicht, dass ich es nicht versucht hätte. Ich habe mich mehrere Male hingesetzt und versucht, meine Gedanken in die Tastatur zu hämmern, kam aber nie auf einen grünen Zweig. Der zweite Grund ist, dass ich mich gerade auf dem Heimweg aus meinen Ferien befinde. Ehrlich gesagt würde ich meinen Blick gerade lieber aus dem Fenster des Zugs über die wunderschöne Landschaft Spaniens schweifen lassen. Doch irgendwie vernahm ich an diesem Donnerstagmorgen ein leises Rufen. Ich identifizierte dieses als die Stimme der Pflicht, mich endlich ans Schreiben dieses Artikels zu machen. Den dritten Grund für die Trägheit meiner Finger, die wartend über den schwarzen Tasten mit den weissen Buchstaben schweben, ist jener, dass die Ereignisse, deren ich mich zu erinnern versuche, nicht nur von Erfolg geprägt sind. Doch mit genügend Abstand zur Saison und der geistigen Erholung, die ich auf der Zugreise durch Spanien genossen habe, glaube ich mich im Stande zu fühlen, darüber den ein oder anderen Gedanken zu verfassen. Wie immer werde ich meine Erzählung chronologisch strukturieren. Aus Gründen, die ich in der Einleitung bereits erörtert habe, heisst das, dass ich da beginnen kann, wo mein letzter Bericht aufgehört hat, direkt nach der letzten Saison.

Nach der schwierigen, aber schlussendlich erfolgreichsten Saison meiner Karriere, war ich so zuversichtlich und gespannt auf meine sportliche Zukunft wie noch nie. Ich hatte mich im IBU Cup etablieren können und gerade Ende Saison mehrere Top-Rangierungen erzielt. Mit einigen Änderungen im Trainerstaff (Kein Einaste als Athletik-Coach und Remo Krug als Schiesstrainer) war im ganzen Team eine Aufbruchstimmung spürbar. Mit nun insgesamt drei Betreuern im Herrenteam war eine wahnsinnig gute Abdeckung gewährleistet. Die Jahresplanung und die Philosophie, die uns die Coaches präsentierten, zeigten uns, wohin die Reise gehen könnte. 

Auch im Trainingsalltag legten wir gleich los wie die Feuerwehr. Was im Normalfall auch ganz nach meinem Geschmack ist. Jedoch erlitt ich gleich zu Beginn der Trainingsphase eine leichte Überlastung der Achillessehne. Dies bremste mich im Sammeln wichtiger Grundlagenstunden zwar etwas aus, war aber nicht weiter gravierend. Meine Motivation wurde jedenfalls nicht gebrochen. Denn zu jener Zeit blickte ich einem freudigen Ereignis entgegen; dem Start meiner Ausbildung beim Bundesamt für Zoll- und Grenzsicherheit. Ich hatte mich dort im letzten Jahr für eine Stelle als Spitzensportler beworben und durfte den Vertrag im gleichen Sommer unterzeichnen. Diese Anstellung bedeutet für mich eine extreme finanzielle Entlastung und bereitet mir grosse Chancen auf eine berufliche Karriere nach dem Sport. 

Es kamen einige Wochen qualitativ hochstehenden Trainings, bei denen ich mir selber grosse Fortschritte attestieren konnte. Im Juli reisten wir für einen zweiwöchigen Trainingskurs nach Obertilliach im Tirol. Am ersten Trainingstag, dem Tag an dem ich 23 Jahre alt wurde, schenkte mir der Trainingsplan (wie fast jedes Jahr) ein Geburtstags-Rollskiintervall. Dabei wurde ich vom Schicksal mit einem gezerrten Syndesmoseband beschert. Wie schon 2019. Der Verletzung voraus gegangen war ein Sturz, dessen Hergang ich mir nicht ganz erklären kann. Irgendwie verdrehte sich mein Fuss dabei so unglücklich, dass das Karbon an meinem Langlaufschuh barst. Für die Laien unter euch gilt es zu erwähnen, dass Skatingschuhe recht hoch und ziemlich stabil sind. Sich eine Verletzung im Sprunggelenk zuzuziehen, scheint daher beinahe unmöglich zu sein. Doch ich hatte es geschafft. 

Es folgten Heimreise, Arztbesuch, Reha, Alternativtraining und einen grossen Schluck Unterstützung, diese bittere Pille zu schlucken. In dieser turbulenten Phase startete ebenfalls die Ausbildung zum Fachspezialisten für Zoll und Grenzsicherheit. Zu Beginn stellte meine Verletzung noch eine Herausforderung, zu keiner Zeit jedoch ein Problem dar. Dies lag vor allem am wohlwollenden Verhalten der Ausbildner und Verantwortlichen der Ausbildung. Zudem hatte, und habe ich noch, das Glück, diese lehrreiche Zeit mit meinem Bruder Sebastian durchlaufen zu können. Auch er hat sich nämlich für diesen wichtigen beruflichen Schritt entschieden. Ich denke, es hilft uns beiden, dass wir nach der Schule jeweils gemeinsam unser Training absolvieren und dabei gleich gemeinsam das Gelernte revue passieren lassen können. Nebst theoretischem Unterricht bekamen wir auch Unterweisung im Sicherheitstechnischen Bereich, was sowohl waffenlose Techniken, wie auch den Gebrauch der eigenen Schusswaffe beinhaltet. Ebenfalls standen wir schon an der Grenze und durften Kontrollen im Privat- und Handelswarenverkehr durchführen. Zeit fürs Training hatten wir immer. Natürlich nicht ganz so viel wie im Leben eines Vollzeit-Profisportlers. Ebenso galt es, Erholungsphasen bewusster zu planen und zu nutzen. Dabei konnten wir auf die Unterstützung des gesamten Betreuerstabs zählen. Die drei Monate waren, gepaart mit meiner Verletzung, die zwar gut verheilte, jedoch immer wieder schmerzen verursachte, eine intensive Zeit. Hinzu kam die Ungewissheit, ob ich im Angesicht des in grossen Schritten herannahenden Saisonstarts genug trainiert hatte. Der November kam, und mit ihm der traditionell erste Schnee. Derjenige aus der Maschine, nicht aus dem Himmel. 

Lange Zeit sich einander vertraut zu machen, gab es nicht. Nach nur wenigen Schneetrainings stand schon die erste Bewährungsprobe an, welche die Selektionswettkämpfe für den Weltcup darstellten. Mit einer sehr guten Schiessleistung, an die ich (Spoiler Alarm!) während der ganzen Saison nie mehr anknüpfen konnte, machte ich zwei zufriedenstellende Wettkämpfe, konnte mich aber leider um Haaresbreite nicht für den Weltcup qualifizieren. Dem Syndesmoseband und der doch nicht ganz optimalen Vorbereitung zum Trotz ein solches Resultat zu erzielen, hat mich sehr zuversichtlich für den weiteren Verlauf des Winters gestimmt. 

Teil II

Wegen Schneemangels wurde die erste Station des IBU Cups gleich gecancelt. Ein Anblick, der uns während der Saison noch oft bot, und auch in Zukunft je länger je mehr zeigen wird. Jedenfalls wurde der zweiten Station (Idre, SWE) als Kompensation ein Rennen hinzugefügt. Aus Schweden gibt es eigentlich nicht viel Schlechtes zu berichten, andererseits aber auch nicht viel ausserordentlich Gutes. Meine Laufleistung steigerte sich von Wettkampf zu Wettkampf, allerdings liess mich meine Schiessform, die ich zuvor an den Selektionsrennen an den Tag legen konnte, bisweilen etwas im Stich. Mit gemischten Gefühlen reiste ich aus Idre ab. Zwar hatte ich einen deutlich besseren Saisonstart hingelegt als noch im Jahr zuvor, jedoch auch schlechter als erhofft. Natürlich hatte ich die leise Hoffnung gehegt, an die späten Erfolge der Saison 21/22 anknüpfen zu können. Ein falscher Ehrgeiz?

Weiter ging es vor Weihnachten in Ridnaun (ITA), wo mich heimtückische Halsschmerzen heimsuchten. Zwei Rennen konnte ich bestreiten, bevor ich beim dritten dann vernünftigerweise forfait geben musste, da ich vor allem läuferisch nicht viel zustande brachte. Diese Entzündung war ebenfalls bezeichnend für meine Saison. Nur selten war ich richtig krank, doch immer wieder haben mich kleinere Infekte ein wenig aus der Bahn geworfen. Die Wettkampfpause über die Feiertage konnte ich hervorragend nutzen, um mal wieder richtig gut zu trainieren.

Was danach folgte, war einer der schönsten Momente meiner sportlichen Karriere. Im slowakischen Brezno-Osrblie konnte ich zusammen mit Flurina Volken in der Single-Mixed Staffel auf den dritten Rang laufen. Bei regnerischen Verhältnissen konnten wir uns in einem starken Feld behaupten.  Es war für uns beide der erste Podestplatz auf diesem Niveau. Die Erinnerung daran, nach einem eher schwierigen Saisonstart auf das Treppchen steigen zu dürfen erfüllt mich noch heute mit vielen Emotionen. Doch gerade als ich dachte, einen Aufwärtstrend zu erkennen, nahm mir erneut ein Infekt den Wind aus den Segeln. Das vermeintliche Saisonhighlight, die EM in Lenzerheide, verpasste ich. Der Gedanke daran schmerzt mich noch immer. Zu der Zeit, wo ich von Zuhause aus meinen Teamkollegen zuschauen musste, wie sie diese Rennen bestritten, blutete mein Sportlerherz. Glücklicherweise konnte ich aus dem See aus Selbstmitleid relativ bald wieder auftauchen und für die nächste IBU Cup Station an jenen Ort zurückkehren, den ich im Sommer nur so kurz gesehen hatte: Obertilliach. 

Das erste Mal, als ich mit den Skis über die Stelle meines Sturzes hinwegbrauste fühlte sich irgendwie seltsam an. Ich könnte schwören, dass ich damals ein leichtes Kribbeln im Sprunggelenk spürte. Dem Umstand geschuldet, dass die Biathlon-WM kurz vor der Türe stand, und deshalb seit einigen Wochen kein Weltcup mehr stattgefunden hatte, fanden sich der ein oder andere Weltcupathlet ebenfalls im Tirol ein, um sich den letzten Schliff für die Titelspiele zu holen. Für uns bedeutete das, dass die Konkurrenz dadurch umso härter war. Ironischerweise machte ich mein bestes Saisonresultat in einem Einzelrennen genau an diesem Wochenende. Mit einem Schiessfehler lief ich im Sprint auf den 15. Rang. Am Abend zuvor hatte ich erfahren, dass ich mich für die letzten zwei Wochen IBU Cup in Kanada qualifiziert hatte. Möglicherweise hat mir dieser Umstand nochmals einen zusätzlichen Schub gegeben.

Jenseits des Atlantiks war der Winter etwas spürbarer als in Zentraleuropa. Eigentlich hätten wir unsere Rennen über zwei Wochen verteilt absolvieren sollen. Aufgrund der extremen Kälte in den ersten Tagen (bis zu -30°C), wurden sämtliche Starts in die zweite Woche verschoben, wo wir «milde» Temperaturen von etwa -10°C vorfanden. Dies machte das Wettkampfgeschehen umso intensiver; sechs Rennen innerhalb von acht Tagen standen auf dem Programm. Für mich resultierte ein 21. Rang, sowie zwei weitere Plätze in den Top 30. Es waren einige solide Leistungen dabei, ein Exploit blieb jedoch aus. Die Zeit in Canmore konnte ich trotzdem geniessen, so war es doch mein erstes Mal auf der anderen Seite des grossen Teichs. Die Saison liess ich mit dem Engadin Skimarathon, sowie den Schweizermeisterschaften im Biathlon und Langlauf ausklingen. 

Das Fazit zu meiner Saison ist schnell gezogen. Genauer gesagt in drei Worten: Zu hohe Erwartungen. Doch um den Text nicht auf diese unschöne Weise enden zu lassen, möchte ich kurz erläutern. Nach der guten letzten Saison hatte ich mir enorm viel vorgenommen. Mag sein, dass meine Ziele zu hoch gesteckt waren, doch eigentlich bin ich nicht dieser Meinung. Mein grosses Ziel war der Weltcup. Als ich dieses Ziel nach den Selektionsrennen so knapp wie nur irgend möglich verfehlte, war ich enttäuscht, doch sah mich auch darin bestätigt, dass meine Ambitionen nicht ganz unter ferner Liefen waren. Von da an habe ich nicht mehr versucht, in jedem einzelnen Rennen meine beste Leistung abzurufen, sondern nur noch den Weltcup vor Augen gehabt. 

 

Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich nicht die optimale Vorbereitung hatte, aber ich möchte meine Misserfolge nicht dadurch rechtfertigen. Viele Teilbereiche haben immer wieder gut funktioniert, was sich auch an der IBU-Cup Medaille sehen lässt. Ich habe Schlüsse gezogen und bin motivierter denn je, ins neue Trainingsjahr zu starten. 

 

Falls ihr es bis hierhin geschafft habt, gehört ihr zweifellos zu meinen grössten Fans. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken! Ebenso viel Dank gebührt meiner Familie, meinen Freund:innen, Trainer, Sponsoren, meinem neuen Arbeitgeber und meiner Freundin. Ohne euch wäre es nicht möglich, den Sport, den ich so sehr liebe, auf diesem Niveau zu betreiben. Merci!

 

Gion

Leistungstests

Stärken

Meine Stärke ist vor allem mein Wille und meine Disziplin. Ich bin ein seriöser Arbeiter und scheue keinen Trainingsaufwand. Ich bin fähig in einem Team zu funktionieren und kann so von meinen Kollegen und Konkurrenten profitieren.

Schwächen

Zum Verhängnis wird mir häufig mein Übermut oder mein Ehrgeiz. Oft erwarte ich zu viel von mir selbst und stecke mir zu hohe Ziele die sehr schwer zu erreichen sind.

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Arbeit

Meine Ausbildung zum Kaufmann durfte ich auf der Gemeindeverwaltung meiner Wohngemeinde in Wald absolvieren.

Heute bin ich als Spitzensportler beim Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit angestellt.

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Freizeit

Wenn ich gerade kein Biathlon betreibe, gehe ich gerne anderen Sportarten wie Fussball oder Basketball nach. Aber auch einen neuen Kinofilm lasse ich mir selten entgehen.

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Musik

Musik spielte in meinem Leben schon immer eine zentrale Rolle. So kann mich Musik sehr motivieren. Seit kurzem versuche ich mich gemeinsam mit zwei Kollegen als Rapper in der Hip-Hop Szene. Am besten gefällt mir momentan die Musik von David Bowie

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ÜBER MICH
                   

UND BIATHLON

In eine vom nordischen Sport begeisterte Familie hineingeboren und im Schatten des Bachtels aufgewachsen, blieb mir nichts anderes übrig, als mich schon als kleiner Junge auf den schmalen Latten zu versuchen. Da der als Talentschmiede bekannte Skiclub am Bachtel auf eine lange Tradition im Skilanglauf zurückblicken kann und schon viele Athleten hervorbrachte, die den Sprung an die Weltspitze schafften, war ich dort von Anfang an gut aufgehoben.

 

Es war für mich jedoch wichtig, neue Reize zu setzten und das langlaufen mit einer anderen Sportart zu kombinieren. So kam ich vorerst zur nordischen Kombination. Nach einiger adrenalinreichen Zeit, die ich in der Luft verbrachte, entschied ich mich für eine Sportart auf dem Boden. Es stand ausser Frage, dass das Langlaufen ein Teil meiner sportlichen Karriere bleiben sollte und da mein Bruder zu diesem Zeitpunkt eine faszinierende Sportart für sich entdeckt hatte, fiel es mir leicht, diesem Weg zu folgen. Ich trat also dem von meinem Onkel Jürg Kunz und Robert Braun wieder neu aufgebauten Biathlon Nachwuchs-Team bei.

 

Um ein erfolgreicher Biathlet zu sein, muss man gleich in mehreren und zum Teil komplett unterschiedlichen Bereichen über Stärken verfügen. So braucht man neben Kraft und Ausdauer beim Laufen auch eine ruhige Hand beim Schiessen. Auf der Stecke muss man seine mentalen Grenzen überwinden um schneller zu laufen als die Gegner, am Schießstand muss man eben diese Konkurrenten  ausblenden und sich einzig und allein auf sich selber konzentrieren.


Den ersten wichtigen Schritt meiner Karriere machte ich nach dem Wechsel vom Luft- auf das Kleinkalibergewehr. Damals nahm ich unmittelbar nach der Wettkampfsaison am sogenannten Sichtungsweekend teil. Es ging darum, sich für das Leonteq Biathlon Team, welches auch Kandidatengruppe genannt wird, zu qualifizieren. Erfreulicherweise schaffte ich den Sprung in dieses Kader, in dem damals auch mein Bruder trainierte.

Mit der Kandidatengruppe fand ich einen Platz in einem Gefäss, wo ich sowohl meine motorischen, kognitiven, sowie meine Fähigkeiten am Schiessstand stark verbessern konnte. Was ich zudem lernen durfte war Seriösität und ein diszipliniertes Verhalten was das Training anbelangte. Auf vielen Ebenen machte ich im Leonteq Biathlon Team also eine grosse Entwicklung durch.

Den nächsten wichtigen Sprung machte ich nach drei Jahren in der Kandidatengruppe. Es war die Selektion für das Junioren C-Kader von Swiss-Ski. Bis heute trainiere ich unter Gion-Andrea Bundi und Harald Egger und konnte dabei nochmals eine grosse Leistungsentwicklung durchmachen, sowie einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Profisportler zurück legen.

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